Wissenswertes (Kommentar von Heidi Bock)

im Jahr 1990 eröffnete Peter Losse seine Ausstellung in Hannover, in der Marktkirche, dem Wahrzeichen der niedersächsischen Landeshauptstadt. Und es ging um den Zyklus „Dasein ohne Leben“. Er umfasst inzwischen 21 großformatige Ölgemälde ‚ 7 mal drei Bilder, sieben Triptychen, jeweils zu einem Themenkomplex. Damals, 1990, waren fünf Triptychen fertig gestellt. Die Präsentation dieser 15 Bilder in der 600 Jahre alten Backsteinkirche sorgte für Aufsehen. Und für Diskussionen. In künstlerisch ganz eigener Weise, sorgfältig und fast akribisch in allen Einzelheiten der Darstellung, aber drastisch, unmissverständlich in der Aussage, drückt Losse in diesen Bildern seine Sorge um den Erhalt der Umwelt, christlich gesprochen um die Bewahrung der Schöpfung aus. Seine Bilder sind ein Aufschrei, ein Schrei gegen Umwe1tverschmutzung, gegen Unterdrückung, gegen Menschenverachtung, gegen Lug und Trug. . Ein Aufschrei auch gegen bequeme Sattheit und gegen G1eichgültigkeit. Gegen eine bestimmte Haltung von Menschen, die nur ihren eigenen Vorteil sehen und sich nicht anrühren lassen wollen von Sorgen, Nöten, vom Leid außerhalb ihres persönlichen Erfahrungsbereichs. Was den Künstler Peter Losse nicht gleichgültig lässt und zur Gestaltung drängt, hat auch die Besucherinnen und Besucher in der Marktkirche damals nicht gleichgültig gelassen. Dass der Künstler Peter Losse einer ist, der gradlinig und misstrauisch gegen faule Kompromisse seinen Weg gebt, haben sie gespürt. Es gab heftige Diskussionen. Menschen fühlten sich zutiefst bewegt und bei ihrer Verantwortung für diese Welt als Teil dieser Welt angesprochen, andere fühlten sich abgestoßen, weil sie in einer Kirche Erbauliches, und nur das, erwarten. So bewegten sich die Reaktionen und auch die Eintragungen im Gästebuch zwischen diesen Polen: Begeistert, bewegt, nachdenklich geworden oder gestört (vielleicht in der eigenen Ruhe), verstört und abgestoßen.
Peter Losse bringt künstlerisch zum Ausdruck, was ihn im Innersten bewegt. Da ist nicht nur Auflehnung, da ist auch Freude am Dasein, da ist das Staunen über die kleinen Wunder der Natur, die Losse als große Geheimnisse erlebt und auf deren Spuren er sich geduldig und lassen Sie mich dieses altmodisch gewordene Wort auch sagen — auf deren Spuren er sich demütig begibt. Sein künstlerisches Schaffen hat eine große Bandbreite und in jeder einzelnen Strömung und Richtung viele Facetten. Es sind seine ganz persönlichen Sichtweisen, die er zum Ausdruck bringt.
Im Handwerklichen ist er selbst sein unnachgiebigster Kritiker, der einen hohen Anspruch an sich selbst hat. Gut ist nicht gut genug. Für ihn muss es immer das Beste sein, dessen er fähig ist. Das ist sicher auch Ausdruck seiner Persönlichkeit, Zeichen des Respekts vor anderen Menschen. Wer von einem Künstler die Vorstellung hat, dass sich dieser, von der Muse geküsst und einer plötzlichen Eingebung folgend, in einem wilden kreativen Schub verausgabt und die Leinwand mit Farbe und Pinsel malträtiert, bis er erschöpft die Arme sinken lassen muss, sollte Peter Losse kennen lernen. Kunst kommt von Können, hat schon Max Liebermann gesagt, käme sie von Wollen, so würde sie Wulst heißen. Aber Kunst bedeutet auch Arbeit, und Arbeiten hat auch mit Disziplin zu tun, einer Eigenschaft, die diametral entgegengesetzt zur landläufigen Vorstellung von künstlerischem Schaffen steht. In diesem Sinne der Kontinuität, der Disziplin, der Beharrlichkeit an einer Sache dranzubleiben, ist Peter Losse auch ein Arbeiter. Einer, der frühmorgens aufsteht und täglich viele Stunden mit Fleiß und Ausdauer bei der Sache bleibt. Natürlich geht es nicht ohne Inspiration, ohne die zärtliche Berührung der Muse. Auch der disziplinierte Künstler ist eben etwas anderes als nur Arbeiter.

Es gibt den Maler, der aus der Sonne einen gelben Fleck macht,
aber es gibt auch den, der mit Überlegung und Geschick aus
einem gelben Fleck eine Sonne macht. (Pablo Picasso)

Es gibt auch den, der von beiden etwas hat.
Wer Kunst betrachtet, bringt auch immer sein eigenes Inneres in Dialog mit dem Gesehenen. So wird aus der puren Betrachtung eine Wanderung zwischen dem Innen und Außen, zwischen realer Welt und Phantasiewelt. Mit seinem Werk tritt der Künstler in Dialog mit dem Betrachtenden, dieser aber auch gleichzeitig mit sich selbst, mit seiner Innenwelt. Die Energie des Werkes setzt einen Dialog in Gang, der in seiner Lebendigkeit wiederum Energie erzeugt, Emotionen wachruft. Noch einmal Picasso Er sagt Kunst wascht den Staub des Alltags von der Seele. Entfernen Sie sich beim Durchblättern der Webseite sanft und genussvoll von Ihrem Alltag. Lassen Sie sich bezaubern von der farblichen Harmonie und Klarheit die typisch sind für die Werke des Peter Losse. Erleben Sie die Bilder und lassen Sie Gefühle zu, die diese Bilder auslösen. „Das Auge sieht, was es sucht“, sagt der Maler Max Slevogt. Sehen Sie, suchen Sie. Sicher werden Sie mehr finden, als Sie gesucht haben....

Heidi Bock, Deutschland
Journalistin